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Tag der Arbeit: Wie funktioniert eigentlich Berufliche Bildung beim IB?

Unter anderem „BVB, AsA flex, Unterstützte Beschäftigung und Teilhabebegleitung“ helfen Menschen, eine passende Tätigkeit zu finden


Sandra Schuster vom Internationalen Bund (IB) Süd
Sandra Schuster leitet beim Internationalen Bund (IB) Süd im Raum Stuttgart drei Zentren für Berufliche Bildung. Foto: IB

Am 1. Mai ist Tag der Arbeit. Wie finden junge Menschen in dieser unübersichtlichen, sich schnell transformierenden Welt heute einen mindestens mittelfristigen, qualifizierten Beruf? Als deutschlandweiter Träger von Beruflicher Bildung unterstützt der Internationale Bund (IB) Jugendliche und weitere Zielgruppen dabei, die individuell richtige Tätigkeit zu finden – und eine Ausbildung darin zu absolvieren. Sandra Schuster, verantwortlich für drei Bildungszentren des IB Süd, erklärt im Interview, welche Angebote es in diesen Einrichtungen gibt.

Welche Angebote macht der IB in den von Ihnen geleiteten Bildungszentren Eislingen, Geislingen und Göppingen?

Sandra Schuster: Da wären zunächst die „Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen“, kurz BVB. Dabei finanziert die Agentur für Arbeit Jugendlichen ein Jahr lang Unterstützung, damit sie die für sich passende Tätigkeit finden. Wir führen dann im Auftrag der Arbeitsagentur vor Ort mit den jungen Leuten eine Kompetenzanalyse durch: Wo liegen ihre Interessen, Stärken, Schwächen und so weiter? Sie können sich Fachpraxisbereiche in unseren Werkstätten aussuchen, also zum Beispiel in der Metallwerkstatt oder im Bereich Gesundheit / Soziales, Pädagogik. Hinzu kommen Möglichkeiten für Praktika in Unternehmen. Außerdem gibt es Bewerbungstraining und Unterricht im allgemeinbildenden Bereich.

Ein weiteres Angebot ist die AsA flex. Das steht für „Assistierte Ausbildung flexibel“. Die Zielgruppe sind hier Jugendliche, die bereits in Ausbildung sind. Sie erhalten von uns zusätzliche Unterstützung in beruflichen Fächern, also zum Beispiel im kaufmännischen Bereich, in der Betriebstechnik oder auch in deutscher Sprache. Zudem erhalten die Jugendlichen und die Betriebe sozialpädagogische Unterstützung bei verschiedenen Problemlagen und wir stehen den Betrieben mit Rat und Tat zur Seite.

Darüber hinaus gibt es bei uns die „Unterstützte Beschäftigung“ (UB). Sie richtet sich an Menschen mit besonderem Förderbedarf, die also eine psychische oder körperliche oder seelische Beeinträchtigung haben. Sie werden innerhalb von zwei Jahren auf einen (Nischen-)Arbeitsplatz vorbereitet.

Hinzu kommt noch die relativ unbekannte „Teilhabebegleitung“. Sie richtet sich in Prinzip an denselben Personenkreis wie die UB. Hier unterstützen wir Menschen in sechsmonatigen Modulen mit verschiedenen Zielsetzungen auf dem Weg ins Berufsleben.

Ein derzeit immer kleiner werdender Bereich ist in Göppingen die Reha-Ausbildung für den Beruf Fachpraktiker*in Hauswirtschaft. Hier können lernbeeinträchtigte junge Menschen über die Agentur für Arbeit die praxisorientierte Ausbildung innerhalb von drei Jahren mit unserer Hilfe erlernen. Leider hat sich die Auszubildendenzahl in den letzten Jahren drastisch reduziert und das Angebot droht, an diesem Standort gänzlich zu verschwinden.

Wie kommt der Kontakt zwischen Teilnehmenden und Einrichtung zustande?

Sandra Schuster: Die Berufsberatung besucht ab der 8. Klasse die Schulen und berät alle Altersgruppen in den Agenturen vor Ort. Die Entscheidung, wer für welche Maßnahme in Frage kommt, trifft dann die Agentur für Arbeit oder das Jobcenter. Daher haben wir – ausgenommen AsA flex – wenig Möglichkeiten, für unsere Angebote zu werben.

In welche Richtung hat sich Ihre Arbeit in den vergangenen Jahren entwickelt?

Sandra Schuster: Wir haben in den vergangenen Jahren die Erfahrung gemacht, dass so gut wie niemand mehr einen Beruf in der Hauswirtschaft erlernen möchte. Außerdem verspüren wir wenig Aufgeschlossenheit für Neues. Viele Jugendliche wissen eher, was sie nicht machen wollen. Dadurch scheitert die Berufsberatung leider immer wieder daran, ihnen ein passendes Angebot zu unterbreiten. Wir sehen, dass sinnvolle Förderangebote zu oft nicht mehr ausgeschrieben werden.

Was wünschen Sie sich von der neuen Bundesregierung?

Sandra Schuster: Sie sollte weiterhin an alle Zielgruppen Beruflicher Bildung denken, nicht nur an einige wenige. Wer auf dem Weg zur so genannten „Ausbildungsreife“ viele Probleme zu bewältigen hat, wird seine Zeit brauchen. Zudem wäre es hilfreich, auch andere Perspektiven als die wirtschaftliche einzunehmen und soziale Aspekte miteinzubeziehen. 

Welches häufige Vorurteil über Berufliche Bildung würden Sie gerne aufklären?

Sandra Schuster: Deutlich öfter als auf Vorurteile treffe ich auf Unkenntnis. Viele Menschen können sich unter Beruflicher Bildung wenig bis nichts vorstellen. Hier sollte sich in Deutschland mehr tun. Alleine der IB führt hier wirklich tolle Angebote für die Agentur für Arbeit und das Jobcenter durch. 

Die berufliche Bildung trägt dazu bei, dass viele Menschen langfristige, qualifizierte Tätigkeiten aufnehmen oder eine passende Berufsausbildung finden. Dabei profitieren nicht „nur“ die Teilnehmenden selbst, sondern auch das soziale Umfeld, die Arbeitgeber und die Sozialkassen. Dafür sollte es in unserer Gesellschaft ein viel größeres Bewusstsein geben.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Matthias Schwerdtfeger


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