Bundesbildungsministerin Anja Karliczek hat sich dafür ausgesprochen, im Fall von teilweisen Schulschließungen künftig leistungsschwächeren Schülern den Fernunterricht zu ersparen. „Wenn man hybride Schulformen macht, sollten vielleicht gerade diese Kinder in der Schule bleiben, während man die Leistungsstarken vielleicht von zu Hause beschulen kann", so die Ministerin gegenüber dem Fernsehsender NTV. Untersuchungen zeigten, dass diejenigen, die sowieso schwächer seien, sich eher aus dem Lernen zurückzögen, wenn sie daheim die Möglichkeit dazu hätten. „Man muss ganz gezielt gucken, dass man diese Kinder erreicht. Deswegen auch so viel Präsenzunterricht wie möglich.“ Die Ministerin will sich dafür einsetzen, dass Schulen und Kitas in einer neuen Infektionswelle als Allerletztes geschlossen werden. "Ich glaube, jetzt mittlerweile ist es aber für alle in den Fokus gerückt, wie wichtig eine regelmäßige Struktur ist, gerade in den Bildungseinrichtungen, aber auch in den Kitas."
Erschwerend kommt hinzu, dass es nach Beobachtung des Vorsitzenden des Bundestagsausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, Ernst Dieter Rossmann, die Verteilung der vom Bundestag beschlossenen 500 Millionen Euro für Leih-Laptops nicht gerecht zugeht. In Bayern beispielsweise stünden pro Kopf 1000 Euro dafür zur Verfügung, in Bremen aber nur 228 Euro. Mit diesem Geld sollten eigentlich auch Kindern und Jugendlichen aus ärmeren Familien die Teilnahme am Fernunterricht ermöglicht werden.
„Als IB haben wir bereits in der Vergangenheit immer wieder davor gewarnt, dass Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen und ärmeren Elternhäusern zu den eigentlichen Verlierern der Pandemie werden könnten“, erinnert der IB-Vorstandsvorsitzende Thiemo Fojkar. „Wir freuen uns zwar, dass diese Befürchtungen jetzt endlich ernst genommen werden, sehen aber noch kein energisches Gegensteuern. Als Träger von allgemein und berufsbildenden Schulen und Kitas haben wir die große Sorge, dass eine ganze Generation junger Menschen von Bildung ausgeschlossen zu werden droht“, so Fojkar. „Wir versuchen, das mit eigenen Mitteln und im Rahmen unserer Möglichkeiten zu verhindern, sind aber auf die Unterstützung der Politik und der Allgemeinheit angewiesen. Am hilfreichsten wäre es natürlich, dass die Menschen in diesem Land die Hygiene- und Schutzmaßnahmen wieder ernster nehmen und uns eine zweite Welle von Schließungen erspart bleibt“, appelliert der IB-Vorstandsvorsitzende.