Die wirtschaftliche Transformation durch Dekarbonisierung, demografischen Wandel und Digitalisierung erfordert neue Kompetenzen und stellt hohe Anforderungen an Arbeitsförderung und Weiterbildung. Diese soll Langzeitarbeitslosigkeit bekämpfen, den Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtern und Qualifizierung fördern.
Laut Dr. Till Werkmeister (DAA-Stiftung) ist das aktuelle Zulassungssystem für Förderangebote jedoch nicht geeignet, diesen Herausforderungen gerecht zu werden. In einem Positionspapier fordern die DAA-Stiftung, das Berufsfortbildungswerk (bfw), der Internationale Bund (IB) sowie ver.di und die Arbeitnehmerkammer Bremen daher Reformen im System der Zulassung von Gutscheinmaßnahmen sowie eine zeitgemäße Förderpraxis.
Komplexe Verfahren: zu bürokratisch, wenig digital
Träger von Weiterbildung entwickeln Gutscheinmaßnahmen für den Bedarf von Jobcentern oder Arbeitsagenturen. Die geltenden Zulassungsverfahren sollen die Qualität und Wirtschaftlichkeit dieser Maßnahmen gewährleisten. Allerdings nahm die Komplexität der Zulassung seit Einführung der Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung (AZAV) im Jahr 2012 enorm zu. Ohne Fachleute mit spezialisiertem Verfahrenswissen können vor allem kleinere Träger die Anforderungen einer Maßnahmenzulassung kaum noch erfüllen. Der Aufwand und die Rahmenbedingungen der Gutscheinförderung sind so komplex, dass die Qualifizierungsbedarfe der regionalen Arbeitsmärkte häufig nicht mehr gedeckt werden können.
Bereits jetzt ziehen sich in ländlichen Regionen immer mehr Bildungsträger zurück. Aber ohne einen vielfältigen und wettbewerbsfähigen Trägermarkt wird es schwierig, den unterschiedlichen Weiterbildungsbedürfnissen der Beschäftigten in Zeiten des Wandels gerecht zu werden. Weiterbildung muss zukunftsfähig werden!
Thiemo Fojkar, Vorstandsvorsitzender des IB
Die Unterzeichnenden fordern deshalb von der Bundesregierung Bürokratieabbau, das Nutzen der digitalen Möglichkeiten und Reformen, um den Qualifizierungsbedarfen in der Transformation besser entsprechen zu können. Nur so kann Deutschland gute Arbeitsbedingungen und eine faire Bezahlung in der Weiterbildung sichern. Wichtig ist zudem eine auskömmliche Finanzierung des Gutscheinsystems. Kaum eine Branche vereint so viele hochqualifizierte Fachkräfte mit gleichzeitig unsicheren Beschäftigungsverhältnissen und unzureichender finanzieller Ausstattung.