Selbstbestimmt leben, die eigenen Fähigkeiten stärken – darum dreht sich alles in der Wohngemeinschaft Fredersdorf des Internationalen Bundes (IB). Im brandenburgischen Landkreis Märkisch-Oderland schafft der IB für junge Erwachsene mit Behinderung einen sicheren und fördernden Raum. In diesem werden sie individuell begleitet. Dies ermöglicht gesellschaftliche Teilhabe.
Anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember macht der IB auf die Bedeutung von stabilen Wohnverhältnissen und verlässlicher Begleitung aufmerksam. Beides ist entscheidend für Chancengerechtigkeit und Teilhabe.
Jana Jordan, Bereichsleiterin der Eingliederungshilfe beim IB Berlin-Brandenburg, erklärt im Interview, wie die Einrichtung vor Ort arbeitet und wie sie das diesjährige Motto „Förderung inklusiver Gesellschaften für sozialen Fortschritt“ umsetzt.
Frau Jordan, warum ist die Arbeit dieser Wohngemeinschaft so wichtig?
Unsere Arbeit ist essenziell, weil sie jungen Erwachsenen mit besonderen Bedürfnissen ermöglicht, ein selbstbestimmtes Leben in Würde zu führen. Viele von ihnen stehen vor Herausforderungen, die ohne Unterstützung zu sozialer Isolation, Überforderung oder eingeschränkten Zukunftsperspektiven führen könnten.
Wir schaffen stabile Wohnverhältnisse, verlässliche Begleitung, fördern soziale Kontakte und die Selbstständigkeit. So leisten wir nicht nur individuelle Hilfe, sondern tragen zur Chancengerechtigkeit, Inklusion und Vermeidung von Folgeproblemen wie Obdachlosigkeit oder Arbeitslosigkeit bei. Kurz gesagt: Unsere Arbeit gibt jungen Menschen die Möglichkeit, ihr Potenzial zu entfalten und aktiv an der Gesellschaft teilzuhaben.
Das Motto des diesjährigen Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung lautet „Förderung inklusiver Gesellschaften für sozialen Fortschritt“. Welchen Beitrag leistet Ihre Einrichtung dazu?
Unser Ansatz basiert darauf, jungen Menschen mit Unterstützungsbedarf nicht nur Wohnraum, sondern echte gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen – und damit Barrieren abzubauen, die Inklusion erschweren. Wir fördern individuelle Selbstständigkeit, soziale Kompetenzen und den Zugang zu Bildung, Arbeit und öffentlichen Angeboten. Unsere Wohngemeinschaften sind Gemeinschaften, in denen Vielfalt selbstverständlich ist. Die Bewohner*innen werden ermutigt, ihre Rechte wahrzunehmen und ihre Interessen zu vertreten. Unsere Arbeit macht Inklusion sichtbar und erlebbar. Damit steht sie in direktem Einklang mit dem Motto: Wir schaffen Bedingungen, unter denen junge Erwachsene mit Unterstützungsbedarf nicht am Rand stehen, sondern mitten in der Gesellschaft leben können.
Wo sehen Sie aktuell Chancen oder Hindernisse für mehr Inklusion im Alltag junger Menschen mit Behinderung?
Es gibt positive Entwicklungen, aber auch Herausforderungen. Chancen liegen in der wachsenden gesellschaftlichen Sensibilität, verbesserten Unterstützungsangeboten, digitalen Technologien und Kooperationen zwischen sozialen Einrichtungen, Schulen und Arbeitgebern. Hindernisse sind fehlende Barrierefreiheit, komplexe Antragsverfahren, Stigmatisierung und Personalmangel in sozialen Diensten. Für echte Inklusion müssen wir Unterstützungsstrukturen weiter ausbauen, Barrieren abbauen und gesellschaftliche Haltungen dauerhaft verändern.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Stefanie Vasa