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"Fanprojekte werden gebraucht wie nie!"

Jana Spengler kümmert sich als Sozialarbeiterin des IB um Fans des SV Darmstadt 98. Im Saison-Interview spricht sie über Veränderungen in den Stadionkurven, Stolpersteine und Glücksspielsucht


Jana Spengler
Jana Spengler arbeitet für das Fanprojekt des Internationalen Bundes (IB) beim SV Darmstadt 98. Foto: privat

Am vergangenen Wochenende absolvierten die professionellen Ligen im deutschen Männerfußball den letzten Spieltag der Saison 2024/2025. Zeit, um Bilanz zu ziehen! Dabei geht es nicht nur um das sportliche Ergebnis, sondern auch um das soziale.

Die Mitarbeitenden der Fanprojekte des Internationalen Bundes (IB) begleiten das ganze Jahr über Fans zwischen 12 und 27 Jahren. Sie machen Angebote für die Freizeit, helfen bei der Vorbereitung von Spieltags-Aktionen und sind im Stadion dabei. Dazu gehören gemeinsame Ausflüge und Bildungsprojekte ebenso wie die Vermittlung zwischen Fans und Sicherheitskräften. Es gibt sie in Trier, Lübeck, Offenbach, Kassel-Fullestadt, Freiburg, Hoffenheim und Darmstadt.

Jana Spengler vom IB-Fanprojekt des SV Darmstadt 98 spricht im Saison-Interview über Veränderungen in den Kurven, Stolpersteine, den "Spieltag gegen Sexismus" und Prävention gegen Glücksspielsucht.

Wie fällt Ihre Saisonbilanz der Sozial- und Bildungsarbeit im Fanprojekt aus?

Die Fanszene beim SV Darmstadt 98 hat sich enorm vergrößert. Politische Bildungsarbeit gewinnt unter anderem dadurch an Bedeutung. Sie wird von vielen Fans sogar aktiv eingefordert. Es gab auch einen großen Zuwachs bei Jugendlichen. Dadurch konnten wir unser U-18-Angebot wieder aufnehmen. Generell lässt sich sagen, dass die Kurve wächst. Es sind aber nicht alle an Politik interessiert. 

Welche besonderen Ereignisse gab es, was waren Highlights? 

Wir hatten im Januar eine Stolpersteine-Führung durch Darmstadt und haben die dortige Synagoge besucht. Wir planen auch eine KZ-Gedenkstättenfahrt. Dann gibt es bei uns eine Kooperation mit der Caritas zum Thema „Glücksspielsucht“. Gestartet sind wir mit einem Stand bei einem Heimspiel im Stadion. Geplant sind weitere Veranstaltungen in unseren Räumlichkeiten. Glücksspiel ist im Fußball ein großes Problem, bleibt aber öffentlich weitgehend unbeachtet. Im März halfen wir Teilen der Fanszene, einen “Spieltag gegen Sexismus” zu organisieren. Außerdem konnten wir unser U18-Angebot und somit den offenen Treff wiederbeleben. 

Zuletzt war in überregionalen Medien zu lesen, dass es in Fankurven verstärkt Versuche rechter politischer Kreise gibt, Einfluss zu gewinnen. Können Sie das bestätigen?

Das ist leider eine Entwicklung, die wir bei vielen Vereinen finden. Das fing während der COVID-19-Pandemie an und betrifft besonders Clubs mit kleinen Fanszenen. Ein Fußballstadion stellt immer die Gesellschaft unter dem Brennglas dar. Deren Entwicklung ist nun mal so, dass sich viele Menschen politisch nach rechts orientieren. Das geschieht aber durch die Kurve selbst und nicht durch externe Institutionen, wie etwa Parteien.

Was planen Sie für die kommende Saison?

Wir würden gern die Vernetzung zwischen den Fanprojekten und der Fanszene weiter intensivieren. Außerdem möchten wir unsere politische sowie unsere U-18-Arbeit ausweiten.

Was wünschen Sie sich von der neuen Bundesregierung im Bereich Fanarbeit?

Mehr Vertrauen, mehr Gehör und letztlich mehr Geld. Ich kann nicht auf der einen Seite sagen, Fans sollen keine Probleme machen und auf der anderen die Präventionsarbeit finanziell beschneiden. Fanprojekte werden gebraucht wie nie, auch vom Standpunkt der Demokratie aus gesehen. Die Fans haben den Bedarf und das Vertrauen zu uns. Wir können das mit unserer jetzigen Ausstattung aber nicht mehr dauerhaft leisten.

Inwiefern hat sich Ihre Wahrnehmung der Fans und durch Fans geändert?

Fanprojekte müssen mit den Entwicklungen der Kurven mitgehen, in ihrer Welt sein. Sonst stoßen unsere Angebote auf wenig Interesse. Wir sind ein Stück weit abhängig von der Fanszene und gehen, soweit möglich, mit deren Themen mit, verlassen aber nie unseren Werterahmen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Matthias Schwerdtfeger


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